Die Verbindung zwischen der Teepflanze, dem daraus gewonnenen Getränk und der Meditation reicht bis zu den Ursprüngen des Tees zurück.
So existiert eine japanische Legende um den buddhistischen Mönch Bodhidharma, der sich darüber geärgert haben soll, beim Meditieren in einer Höhle eingeschlafen zu sein. Voller Zorn habe er sich daraufhin seine Augenlieder abgerissen und auf den Boden geschleudert. Das Leben ließ Bodhidharma mit dieser Situation nicht allein, sondern unterstützte ihn, indem es aus den Augenliedern Teepflanzen wachsen ließ. Das aus den Blättern des Strauchs zubereitete Getränk war nicht nur wohlschmeckend, sondern auch noch belebend. Jetzt hatte der Mönch ein Mittel zur Hand, dass es ihm erleichterte, fokussiert zu meditieren.
Die Inder kennen die Geschichte des Mönchs Dharma, der während seiner Zeit in China 7 Jahre lang in spiritueller Einkehr existieren wollte, ohne dabei zu schlafen. Doch es kam wie nicht anders zu erwarten und Dharma drohte, aufgrund zunehmender Mattigkeit an seinem Vorhaben zu scheitern. Doch ganz in der Nähe wuchs ein Strauch, dessen Blätter der Mönch kaute. Da es sich um eine Teepflanze handelte, konnte Dharma alsbald die aufsteigende Müdigkeit wieder abschütteln und sich ganz der spirituellen Einkehr widmen.
Kulturgeschichtlich spiegelt sich in den Legenden die Bedeutung wieder, die sowohl in Indien als auch in China und Japan mit dem Tee verbunden ist. Es handelt sich nicht nur um ein Genussmittel, sondern auch um ein Getränk mit spirituellem Wert. Tee wird auf diese Weise zu einem Teil der religiösen und philosophischen Lebenswirklichkeit, etwas das die Suchenden dabei unterstützt, die eigene Mitte, Entspannung und das in einem selbst wohnende Kraftzentrum zu finden. Der Buddhismus und der Taoismus sorgten für eine Verbreitung des Getränkes, indem diese Zwecke in den Vordergrund gerückt wurden. Mönche nutzten den Tee in den Klöstern, um auf dem eigenen Weg der geistigen Entwicklung Unterstützung zu erfahren. Vermutlich verbreitete sich der Tee ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. verstärkt auf diese Weise.
Während der Song-Dynastie (960 – 1279 n.Chr.) entstand die Bewegung des Neo-Konfuzianismus, welche die physische Gestalt der Welt mit der übergeordneten Struktur gleichsetzte. Der Plan des Seins und dessen dingliche Ausprägung sind eins. Der Wechsel zwischen den beiden Zuständen der Formlosigkeit und der Dinglichkeit ist möglich. Der Tee avancierte unter dem philosophischen Gerüst zu einem Begleiter auf dem Weg, das eigene Selbst zu erkunden. Daraus entwickelte sich zunächst in China eine Abfolge von Schritten, die zur Zubereitung eingehalten wurden. Im 15. Jahrhundert entstand schließlich in Japan die Teezeremonie, die das Ritualhafte mit strenger Disziplin betonte und verfeinerte.
In Japan wird die Kunst der Teezubereitung auch Chado (Teeweg) genannt, wobei der Teeweg nicht nur die Teezeremonie selbst umfasst, sondern es handelt sich um eine umfassende Geisteshaltung, die einen immer begleitet. Der Teeweg ist eine Art zu leben und zu sich selbst zu finden, bei dem die Teezeremonie ein zentraler Bestandteil ist. Im Zentrum steht die Konzentration auf das Wesentliche, um so Harmonie und Lebendigkeit im Fluss der Ereignisse zu spüren. Der Teeweg und damit auch die Teezubereitung wird so zu einem meditativen Akt.
Das lässt sich auch jenseits der klaren Regeln der japanischen Teezeremonie erleben, indem unabhängig davon die Zubereitung des Tees zum Gegenstand der Meditation selbst wird. Achtsam lassen sich alle Schritte durchführen. Das Plätschern des Wassers wie es in das Kochgefäß fließt, die Farbe und Form des trockenen Blattguts, dessen Duft, das Geräusch des sich erwärmenden Wassers, der Dampf, das Spiel der Teeblätter nachdem Übergießen, der Duft des Getränks und nicht zuletzt das Aromaspektrum des zubereiteten Tees, das alles ist eine kleine Auswahl an Dingen, die sich bewusst in meditativer Weise wahrnehmen lassen. In diesem Sinne sind Tee und Meditation schließlich eins.